Zweibeinige Roboter und Rettungsroboter
Hans-Arthur Marsiske 31.03.2005
Höhepunkte der diesjährigen RoboCup German Open vom 8. bis 10. April in Paderborn
Im vergangenen Jahr war die Stimmung bei den offenen deutschen Meisterschaften
im Roboterfußball eher verhalten gewesen. Die Mehrzahl der Teams kam bereits
zum vierten Mal ins Heinz-Nixdorf-Museumsforum
in Paderborn. Man kannte sich, kannte die Räumlichkeiten, packte routiniert
die Kickmaschinen aus und ließ sie weitgehend unaufgeregt aufeinander los.
Das soll diesmal anders werden.
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Humanoider Roboter der Darmstadt Dribblers
vom Institut für Informatik, Fachgebiet Simulation und Systemoptimierung,
der Technische Universität Darmstadt (Prof. Dr. Oskar von Stryk) |
Zwar finden auch die fünften RoboCup German Open
wieder am gleichen Ort statt, da das größte Computermuseum der Welt von den
technischen Voraussetzungen her praktisch konkurrenzlos ist. Die Raumaufteilung
hat sich jedoch grundlegend geändert. Unten im Auditorium ist es für die
Liga der mittelgroßen Roboter zu eng geworden. Das mittlerweile 8 mal 12
Meter große Spielfeld wird jetzt im dritten Stock aufgebaut. Dort soll auch
das Trümmerfeld errichtet werden, in dem die Rettungsroboter zeigen sollen,
was sie drauf haben.
Der Wettbewerb der Rescue Robot League
findet zum ersten Mal im Rahmen der German Open statt. Im Unterschied zu
den Fußball-Ligen dürfen die Roboter hierbei ferngesteuert werden. Das Ziel
ist es, mithilfe der Roboter möglichst schnell einen möglichst genauen Überblick
über ein Katastrophengebiet zu gewinnen. Bewertet wird die Gesamtleistung
mit einem komplizierten Punktesystem, in das unter anderem die Zahl der lokalisierten
Überlebenden, die Erstellung genauer Umgebungskarten, aber auch der durch
den Roboter eventuell angerichtete zusätzliche Schaden einfließen. Das Design
der Roboter in dieser Liga ist sehr vielfältig, bei den RoboCup-Weltmeisterschaften
kamen hier auch schon Schlangenroboter zum Einsatz.
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Robo-Erectus vom Advanced Robotics and Intelligent Control Centre am Singapore Polytechnic |
Ebenfalls neu bei den German Open sind humanoide Roboter.
Zwar gibt es noch keinen Wettbewerb in dieser Kategorie, aber immerhin Demonstrationsspiele.
Teams von den Universitäten Freiburg und Osnabrück haben hier etwas vorbereitet,
was selbst bei Weltmeisterschaften noch nicht zu sehen war. Die Zweibeiner
werden ihre Kickfertigkeiten im Auditorium unter Beweis stellen, wo auch
vierbeinigen Aibos und die kleinen, schnellen, von einer zentralen Kamera
gesteuerten Roboter ihr Turnier ausfechten.
Daneben, auf der Wechselausstellungsfläche, wo bislang
das zweite Feld der Middle Size League aufgebaut wurde, werden diesmal die
Juniorenteams ihren Platz haben. 111 Schülerteams mit insgesamt 260 Mitgliedern
haben sich angemeldet, um in den drei Kategorien Fußball, Tanz und Rettungsszenarien
zu zeigen, wie gut sie ihre Roboter zusammengebaut und programmiert haben.
In den Seniorenteams werden etwa 60 Teams mit 700 Teilnehmern aus 12 Ländern
erwartet. Erstmals dabei ist ein Team aus Kanada.
Im Foyer des Heinz-Nixdorf-Museumsforums gibt es schließlich noch eine Neuerung: Hier werden die Fußballroboter der FIRA ihr Können demonstrieren. Die FIRA ist neben der RoboCup Federation
eine weitere internationale Organisation, die das Fußballspiel als einheitliche
Testumgebung für autonome, kooperierende Roboter etabliert hat. Sie ist sogar
die ältere von den beiden und hat ihre Wurzeln in Korea, während der RoboCup
maßgeblich von Japan aus initiiert wurde. Hinsichtlich der Regeln sind die
Unterschiede zwischen ihnen nicht allzu groß, allerdings ist dem RoboCup
mit der klaren Zielsetzung, bis zum Jahr 2050 mit humanoiden Robotern den
menschlichen Fußballweltmeister schlagen zu wollen, eine stärkere Fokussierung
gelungen. Dennoch ist schwer einzusehen, warum die Informatiker, Mechatroniker
und Ingenieure ihre Kräfte in zwei konkurrierenden Verbänden verzetteln sollen,
die ihre Existenz im wesentlichen wohl Rivalitäten zwischen Korea und Japan
verdanken.
Bei den nationalen Roboterfußball-Meisterschaften in China
ist es längst üblich, RoboCup und FIRA gleichzeitig am selben Ort zu veranstalten.
Dass jetzt auch in Deutschland eine Annäherung erfolgt, ist ein gutes Zeichen
und lässt hoffen, dass beide Verbände über kurz oder lang zu einem verschmelzen
könnten.
Auf jeden Fall lassen all diese Neuerungen auch spannende
German Open erwarten. Es wird voraussichtlich das letzte große Roboterfußballturnier
in Deutschland sein - bis dann am 13. Juni 2006 in Bremen die 10. RoboCup-Weltmeisterschaft eröffnet wird.
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