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Strafraumszene im Spiel der Aibo-Roboterhunde |
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Werden faule Stürmer oder Torhüter eines Tages durch Maschinen ersetzt?
Auf den ersten Blick dürfte "Toni" bei der internationalen Fußball-Prominenz
wohl keine Existenzängste wecken. Der 74 Zentimeter große Roboter erinnert
mit dosenförmigem Kopf, dreieckiger Nase und aufgerissenen Augen ein wenig
an seinen Puppentrick-Vorfahren aus der Kinderserie "Robbi, Tobbi und das
Fliewatüüt". Dennoch steckt in dem humanoiden Roboter revolutionäre Technik.
Er beweist sein Können noch bis Sonntag als Einzelkämfer bei der Fußball-Meisterschaft
"
Robocup German Open"
in Paderborn. Denn "Toni" kann nicht nur den Ball erkennen und das Runde
ins Eckige schießen. Er kann mit seinen 18 Gelenken auch seitwärts laufen.
Während "Toni" sich eher sehr sanft bewegt, balgen sich seine etwas kleineren
Kollegen, die "Robo Sapiens", heftig um den Ball. Zum ersten Mal weltweit
kämpfen seit Freitag Robotermannschaften auf zwei Beinen um einen Titel.
Noch machen die "Humanoiden" aber eine kleine Minderheit der 169 Teams aus
12 Ländern aus, die sich zum fünften Mal im größten Computermuseum treffen,
dem Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF).
"Solche komplizierten Sachen wie Abseits gibt es bei uns nicht. Wir haben
vereinfachte FIFA-Regeln", erläutert Sven Behnke, der am Institut für Informatik
der Universität Freiburg (IIF)
eine Nachwuchsgruppe leitet. Er hat mit anderen Forschern Spielzeugroboter
zu "Robo Sapiens" weiterentwickelt, die autonom im rund drei Meter großen
Feld laufen. Ein Zentralrechner greift nur gelegentlich taktisch ein. Ein
Schiedsrichter übrigens auch: "Die Roboter dürfen sich nicht zu sehr beharken."
Die Robo sapiens funktionieren mit Hilfe einer Kamera und eines Rechners
am Leib. Sie sind robuster und stehsicherer als die an der Universität gebaute
Schöpfung "Toni". Doch den Nachfolgern des komplexen "Toni" wird die Zukunft
gehören: Er hat sogar Zehgelenke.
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Ein Feld weiter trainiert der Bremer Informatiker Tim Laue mit seiner Vierer-Mannschaft von Aibo-Roboterhunden.
Eines der 30 Zentimeter langen possierlichen Tiere treibt gerade den orangen
Ball vor sich her in Richtung Tor. Schweif und Hängeohren wurden allerdings
als unzweckmäßig abgebaut. "Die Modelle sind immer die neuesten, aber das
Programm wurde seit 2001 immer weiterentwickelt."
Die internationale Elite der Robotik trifft sich in Paderborn zum größten Event nach der Weltmeisterschaft.
Was nach Spaß oder Hobby aussehen mag, ist Ergebnis harter und innovativer
Forschungsarbeit, sagt Museumssprecher Andreas Stolte. "Häufig sind es Universitäts-Projekte."
Ziel sei die Förderung der Forschungsgebiete künstliche Intelligenz und autonome
mobile Roboter. Fußball sei gut geeignet zum Vergleich praktischer Forschungsergebnisse.
Auch Jugendliche und Kinder sollen dafür begeistert werden. Für sie gibt
es eigene Ligen.
Die Nützlichkeit des Maschinenspektakels mit mehreren tausend Zuschauern
zeigt auch der Paderborner Wettbewerb der Rescue Robots, die nach Erdbeben
und anderen Katastrophen Opfer in Trümmern finden. Ihr sportliches Ziel lassen
die Ausrichter aber auch nicht aus den Augen, sagt Stolte: "Bis 2050 sollen
Roboter die Weltmeister-Elf der Menschen schlagen." Das sei ein Manifest
der internationalen Szene.
Siehe dazu in Telepolis:
(Christof Bock, dpa) /
(pmz/c't)